Der Siamesische Zwergbärbling (Trigonostigma somphongsi, früher Rasbora somphongsi) wurde 1958 von Hermann Meinken anhand von Tieren beschrieben, die Ende 1957 aus Thailand für den Zierfischhandel importiert wurden. Der Import erfolgte offenbar zeitgleich durch J. van Hengel (Firma „Aquarium Westhandel“, Amsterdam) und A. Werner in München. Beide Importeure schickten Exemplare zu Meinken mit der Bitte um Bestimmung. Schon damals war daher der exakte Fundort unklar, was sich in der sehr ungenauen Angabe der Typuslokalität zeigte (in der eigentlichen Erstbeschreibung in der DATZ gibt es gar keine Angaben hierzu, in der etwas später erfolgten wissenschaftlich genaueren Beschreibung in Opuscula Zoologica heißt es „südliches Menam (Thailand)“.
Die „technisch“ gültige Erstbeschreibung ist übrigens die zuerst (März 1958) in der DATZ erschienene Mitteilung, auch wenn Meinken das nicht so wollte; es kam früher ziemlich häufig vor, dass Wissenschaftler irgendwo eine „vorläufige Mitteilung“ oder dergleichen machten, die richtige wissenschaftliche Beschreibung aber später erfolgte. Darum sind die aus nomenklatorischer Sicht „technisch“ gültigen Erstbeschreibungen oft wenig informativ, man muss sich bei der Recherche der Mühe unterziehen, auch die später erschienene, „ordentliche“ wissenschaftliche Arbeit zu studieren, um alle Informationen zu erhalten, die dem Beschreiber vorlagen. In diesem Fall geht Meinken in dem Artikel in der ”DATZ” mehr auf die Aquarienbiologie, in der ”Opuscula Zoologica” mehr auf anatomische und verwandtschaftliche Eigenschaften des neuen Bärblings ein.
Ausgestorben!?
Seit etwa 20 Jahren galt die Art in der Natur als so gut wie ausgestorben. In dem Eintrag der internationalen Roten Liste nennt der Bearbeiter (C. Vidthayanon, 2013) als ursprünglich bekanntes Verbreitungsgebiet das Becken des Mae Khlong nahe Ratchaburi in Zentral-Thailand, wo die Art aber aufgrund von großflächiger Naturzerstörung nicht mehr vorkommen soll. Der einzige Grund, den Zwergbärbling nicht als „Ausgestorben“ sondern nur als „Kritisch Gefährdet“ einzustufen, war die Tatsache, dass immer wieder einmal Einzelexemplare in gemischten Zierfischfängen auftauchten. Allerdings ließ sich nicht rekonstruieren, wo diese Tiere herstammten, man wusste nur: irgendwo gibt es sie noch!
Erhaltungszucht
Eine kleine Schar begeisterter Privat-Aquarianer erhielt eine auf nur drei Tieren beruhende Welt-Aquarienpopulation ganz erfolgreich. Diese drei Tiere hatte Uta Hanel 2006 aus einer Sendung Boraras urophthalmoides (Schwanzfleckbärbling) herausgesammelt, es waren ein Männchen und zwei Weibchen. Dieser Stamm existiert auch heute noch in Deutschland, England und Thailand, aber aufgrund manchmal ungünstiger Geschlechterverteilung in der Nachzucht und der Schwierigkeit, die Zuchten über Jahre hinweg zu koordinieren, stand der Siamesische Zwergbärbling immer auch im Aquarium am Rande des Aussterbens.
Wiederfund!
Vor einigen Jahren ist es aber endlich wieder gelungen, die Art in der Natur aufzuspüren (Petsut et al., 2014). Es zeigte sich, dass dieser winzige Fisch in relativ großen Gewässern vorkommt, nämlich den Kanälen, die die Nassreis-Felder bewässern. Dort ist er aber nur wenige Wochen im Jahr, während der Fortpflanzungszeit von Juli bis November, nachweisbar. Dann verschwinden die Tiere wieder im tiefen Wasser. Der neue Fundort befindet sich in Zentral-Thailand, Provinz Nakhornnayok, im Überschwemmungsgebiet des Bangpakong-Beckens.
Wiedereinfuhr
Aquarium Glaser konnte jetzt erneut einige Exemplare importieren! Möglicherweise handelt es sich dabei um Nachzuchten, aber selbstverständlich hat der Fang für die Aquaristik keinerlei Einfluss auf die freilebenden Bestände. Im Gegenteil: nur dank des Interesses der Aquarianer gelang die Wiederentdeckung und so werden jetzt gezielte Schutzmaßnahmen erst möglich. Jedenfalls ist zu hoffen, dass sie nicht aus den bewiesenermaßen für den Artenschutz bei Kleintieren völlig nutzlosen Sammel- und Haltungsbeschränkungen bestehen werden, sondern dass Schutzgebiete ausgewiesen werden, in denen die Fische durchaus für den Handel gefangen werden können, ja, sogar sollten, wo aber die Natur insgesamt vor der Zerstörung bewahrt wird.
Pflege im Aquarium
Im Aquarium ist die Pflege der niedlichen, nur 2-2,5 cm lang werdenden Tierchen völlig unproblematisch. Für die Pflege ist die chemische Wasserzusammensetzung unerheblich, nur zur Zucht braucht man weiches, leicht saures Wasser, das man jedoch zur „normalen“ Pflege und Aufzucht eher meiden sollte; wie so viele andere kleine Fische neigen auch Trigonostigma somphongsi in solchem Wasser zu Infektionen mit Piscinoodinium. Wie ihre nahen Verwandten, die Keilfleckbarben (Trigonostigma heteromorpha, T. hengeli und T. espei) laichen die Siamesischen Zwergbärblinge an der Unterseite von breitblättrigen Pflanzen ab. Die Tiere leben am liebsten im Trupp, zur Paarung sondern sich aber einzelne Paare ab, wobei das Männchen kurzfristig ein Laichrevier verteidigt. Zur Zucht eignet sich sehr gut das so genannte V-Becken, hier kann man extensiv züchten und ziemlich regelmäßig Jungtiere absammeln. Aber auch ein paarweiser, klassischer Zuchtansatz ist möglich. Allerdings haben diese kleinen Fische offenbar Laichzeiten und pflanzen sich nicht ganzjährig fort, auch im Aquarium nicht. Um also Risiken wegen Piscinoodinum zu vermeiden, pflege man die Tiere zunächst in mittelhartem, neutralen Wasser und tausche das Wasser erst gegen weiches, leicht saures Wasser aus (bzw. setzt die Tiere in ein Zuchtbecken um), wenn man Balzspiele und Laichansatz bei den Weibchen beobachtet. Einen ausgezeichneten Zuchtbericht liefert Meulengracht-Madsen (1966).
Aufatmen…
Die Liste der durch die Aquarienkunde und den Zierfischhandel entdeckten und so überhaupt erst bekannt gewordenen und nun letztendlich (hoffentlich) auch noch vor dem Aussterben geretteten Arten wird durch Trigonostigma somphongsi sehr bereichert. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Aquarianer nun nach dieser Art fragen, so dass es sich vielleicht sogar lohnt, das niedliche Fischchen kommerziell nachzuzüchten. Damit wäre ein weiterer, sehr wichtiger Schritt zum Artenschutz getan.
Frank Schäfer
Literatur:
Meinken, H. (1958): Rasbora somphongsi, eine neue Zwergrasbora. XXIX. Mitteilungen der Fischbestimmungsstelle des VDA. Die Aquarien- und Terrarienzeitschrift 11 (3): 67-69
Meinken, H. (1958): Rasbora somphongsi nov. spec., eine neue Rasbora aus Siam (Pisces: Cyprinidae, Unterfam. Rasborinae). Opulusca Zoologica Nr. 19 (Oktober 1958): 1-6
Meulengracht-Madsen, J. (1966): Ein Zuchterfolg mit Rasbora somphongsi Meinken. Die Aquarien- und Terrarienzeitschrift 19 (7): 194-196
Petsut, N., Panitvong, N., Kulabtong, S., Petsut, J. & C. Nonpayom (2014): The first record of Trigonostigma somphongsi (Meinken, 1958), a critically endangered species, in its natural habitat of Thailand (Cypriniformes, Cyprinidae). Biodiversity Journal 5 (4): 471-474
Vidthayanon, C. (2013): Trigonostigma somphongsi. The IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.3. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 16 January 2015.
Und weiteren Lesestoff über Barben finden Sie hier: https://www.animalbook.de/navi.php?qs=barben
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Guten Tag,
zufällig bin ich an diese Tiere geraten, die sich nun ein Aquarium mit Caridina multidentata, Otocinclus sp. und diversen Schneckarten teilen. Das Becken ist dicht bepflanzt mit Rotala rotundifolia, Hygrophila siamensis, Hygrophila polysperma, Microsorum pteropus, Crytpocoryne becketi petchii und Cryprocoryne wendtii. Bei den gekauften Fischen waren trächtige Weibchen dabei. Das erste Ablaichen konnte ich am Tag nach dem Einsetzen beobachten. Derzeit sehe ich drei Jungfische schwimmen ca. acht Tage nach dem Ablaichen.
Die Wasserwerte sind recht durchschnittlich. 24°C, GH ca. 12°dGH, KH ca. 6°dKH, Leitfähigkeit ca. 460 µS. Das Wasser besteht je zur Hälfte aus Brunnenwasser aus einer Gemeinschaftsbrunnenanlage und Osmosewasser. Als Wasserzusätze gibt es nur Dennerle Nano Crusta Mineral (etwa ein Drittel der Gebrauchsanweisung) und Tetra Torumin (etwa die Hälfte der Gebrauchsanweisung) nach jedem Wsserwechsel.
Da ich auf eine prompte Vermehrung der Bärblinge nicht eingerichtet war und die Artemiaanzucht noch im Vorlauf ist, ernähre ich die Jungtiere momentan mit Repashi Soilent Green, das eigentlich für die Otocinclus eingeplant war, wobei ich etwas Pulver mit Wasser vermische und dieses nach und nach ins Becken gebe. Die umhertreibenden staubkorngroßen Futterteilchen werden nachweislich gefressen.
Für Ihren Bericht vielen Dank, da ansonsten über diese Tiere nicht allzuviele Informationen zu bekommen sind. Ich hoffe, dass sich noch mehr Aquarianer an die Nachzucht machen, da die Tiere wirklich sehr schön sind und dabei auch recht einfach zu halten und sogar zu vermehren.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schörner
Hi Hallo.
Wie bekomme ich ein paar von diesen Kleinen Nachzuchten ? Gibt es irgendeinen Kontakt an den ich mich da gut wenden kann.. Ich baue bald ein 112l. Becken um, dafür nehme ich den gleichen Sand wie vorher und auch den gleich Filter wie vorher. Also müsste sich das Einlaufen des Beckens als nicht sehr lange erweisen.
Nun, besonders durch diesen Bericht und weil Keilpfleckbärblinge eine meiner ersten Fischarten waren die ich gepflegt habe, möchte ich gerne diese vom aussterben bedrohte Art gerne pflegen und auch vermehren, zum Arterhalt und aus großem Interesse.
Nur ist es schwierig sie in gewöhnlichen Geschäften zu finden, oder auch recht teuer sie dort von irgendwoher zu bestellen.. daher die Frage zu Kontaktmöglichkeiten.
Danke,
Manuel aus Aschaffenburg.
Hallo,
ich fürchte, da muss man Geduld mitbringen. Ich selbst habe gut 25 Jahre gebraucht, bis ich die ersten Exemplare dieser Art live gesehen habe. Mein Tipp: an den BSSW wenden (https://www.ig-bssw.org), da sind die Chancen am größten, auf Gleichgesinnte zu treffen.
Viel Erfolg und ein schönes Neues Jahr!
Frank