Gagata youssoufi – ein interessanter Clownwels

Leider lässt es unser oft hektischer Alltag nicht immer zu, die sehr zeitintensiven Recherchen zu betreiben, die zur Beurteilung wissenschaftlich umstrittener Arten nötig sind. So erhielt Aquarium Glaser vor einiger zeit aus Indien (Bengalen) Clownwelse (Gagata), die anders aussahen, als die G. cenia, die wir von dort üblicherweise bekommen.

Ich schaute also in den üblichen Handbüchern über die Süßwasserfische Indiens nach und determinierte auf dieser Basis (plus etwas Internetrecherche) die Art als Gogangra viridescens (früher den Gattungen Gagata, Nangra und Gangra) zugeordnet. Schon an den vielen Gattungsnamen merkt man aber, dass diese Art wohl insgesamt häufiger fehl- als richtig identifiziert wurde.

In einer ruhigen Minute studierte ich aber dann die letzte Revision der Gruppe durch Roberts und Ferraris (1998) und fand recht schnell, dass es sich nicht um Gogangra handeln konnte, denn die beiden Vertreter dieser Gattung haben ein anatomisches Merkmal, das sie von allen anderen, ähnlichen Welsen unterscheidet: der knöcherne Schulterfortsatz, auch Rabenbein oder Coracoid genannt, liegt bei Gogangra über der Haut und ist somit gut sichtbar, während er bei Gagata unter der Haut liegt und somit unsichtbar ist. Da bei den Neuzugängen kein Coracoid sichtbar war, musste es sich also um eine Gagata-Art handeln.

In Bengalen kommen vier Arten vor, nämlich G. gagata (einfarbig dunkel gefärbt), G. cenia, G. sexualis und G. youssoufi. Die Neuimporte stimmen sehr gut mit G. youssoufi überein und gehören darum wohl dieser Art an. Es wird spekuliert, ob G. sexualis und G. youssoufi eventuell artgleich sind, da die Unterschiede zwischen den beiden nur sehr geringfügig sind. Diese Frage lässt sich aus dem Handgelenk nicht beantworten, dazu sind ausführliche Untersuchungen nötig. Fest steht jedoch, dass die importierten G. youssoufi keinen Geschlechtsunterschied in Form von verlängerten Flossenstrahlen der Männchen aufweisen, wie sie bei G. sexualis gleicher Größe (4-6 cm) gut sichtbar sind.

Clownwelse sind Fische für alle Aquarianer, die es lebhaft mögen. Denn diese Welse sind echte Energiebündel. Kaum einen Moment können die Tiere ruhig sitzen.

Gagata gagata ist mit bis zu 10 cm Länge die größte Art, angeblich soll sie sogar noch deutlich größer werden, das größte wissenschaftlich belegte Tier war 14 cm lang. Früher, im 19. Jahrhundert, war die Art wohl häufiger; der Erstbeschreiber, Francis Hamilton, spricht von bis zu 30 cm langen Tieren! G. cenia wird gewöhnlich 7-8 cm lang, G. sexualis und G. youssoufi erreichen sogar nur 5-6 cm.

Clownwelse sind vergleichsweise empfindliche Fische, denn sie stammen aus sehr sauberen Fließgewässern. Sind die Fische jedoch einmal eingewöhnt, machen sie kaum noch Probleme.

Man pflegt Gagata immer im Trupp, denn es sind gesellige Tiere. Das Aquarium sollte eine kräftige Strömung aufweisen. Den Bodengrund gestaltet man aus Sand mit einigen größeren Steinen. Die Wassertemperatur kann zwischen 18 und 26°C liegen, der pH-Wert im Bereich von 6,5-8, die Härte zwischen 10 und 30°dGH. Gefressen wird jedes übliche Fischfutter passender Größe. Gagata sind gegen andere Fische sehr friedlich, Pflanzen werden nicht beachtet.

Frank Schäfer

Literatur:

Ng, H. H. (2005): Gogangra laevis, a new species of riverine catfish from Bangladesh (Teleostei: Sisoridae). Ichthyological Exploration of Freshwaters v. 16 (no. 3): 279-286.

Roberts, T. R.  (2001): Ayarnangra estuarius, a new genus and species of sisorid catfish from the Ayeyarwaddy basin, Myanmar. Natural History Bulletin of the Siam Society v. 49 (no. 1): 81-87.

Roberts, T. R. & C. J., Jr. Ferraris (1998): Review of South Asian sisorid catfish genera Gagata and Nangra, with descriptions of a new genus and five new species. Proceedings of the California Academy of Sciences v. 50 (no. 14): 315-345.

Talwar, P. K. & A. G. Jhingran (1991): Inland fishes of India and adjacent countries. In 2 vols. Oxford & IBH Publishing Co., New Delhi, Bombay, Calcutta. v. 1-2: i-xvii + 36 unnumbered + 1-1158, 1 pl, 1 map.

Und weiteren Lesestoff über Welse gibt es hier: https://www.animalbook.de/navi.php?qs=welse


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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