Hyphessobrycon saizi – gold, normal und extraschick

Der häufigste „Goldtetra“ im Handel kommt aus Kolumbien und wird grundsätzlich unter falschem Namen gehandelt. Man findet ihn, landauf-landab, für wenig Geld unter dem Namen Hyphessobrycon eos im Handel.

Hyphessobrycon eos aus Guyana. Diese Art ist leider nicht im Handel verfügbar. Abbildung aus Eigenmann, 1912

Die Art Hyphessobrycon eos gibt es tatsächlich, sie wird aber nicht im Aquarium gepflegt. H. eos Durbin, 1909, stammt aus Guyana und von dort erfolgen gegenwärtig keine nennenswerten Exporte. Schade, denn Jonathan Armbruster hat ein Bilder der Art in Flickr publiziert, das einen ganz hübschen Fisch zeigt (https://www.flickr.com/photos/jonarmbruster/15464514263/).

Wie dem auch sei, der aus Kolumbien (und manchmal auch aus Venezuela und Peru) importierte Goldtetra ist Hyphessobrycon saizi, wie Axel Zarske herausfand. Über die Ursachen des Goldglanzes habe ich an dieser Stelle bereits einmal geschrieben, siehe https://www.aqualog.de/blog/ein-kleines-goldstueck/

Hier nur ganz kurz zusammengefasst: Der Goldglanz entsteht durch die vermehrte Ausschüttung des Farbstoffes Guanin in der Haut, die durch die Infektion mit Wurmlarven hervorgerufen wird. Für die Würmer sind die Fische nur Zwischenwirte. Die Fische infizieren sich, indem sie infektiösen Vogelkot fressen. Geschieht das, so wandern die Wurmlarven in die Muskulatur der Fische ein, wo sie sich verkapseln. Im Grunde genommen ist das, auch wenn es eklig klingt, harmlos und die infizierten Fische leben – zumindest im Aquarium – genau so lange wie ihre nicht infizierten Artgenossen. Aber durch die auffällige Goldfärbung erregen sie die erhöhte Aufmerksamkeit von fischfressenden Vögeln – den Endwirten der Würmer. Wird ein Goldtetra von einem Vogel gefressen, schlüpfen in dessen Darm die verkapselten Wurmlarven, entwickeln sich weiter zum geschlechtsreifen Wurm. Jene produzieren große Mengen Eier, die mit dem Kot des Vogels ausgeschieden werden – und dasSpiel beginnt von Neuem.

Der normalfarbene Hyphessobrycon saizi ist meist ganz nett, aber keineswegs besonders auffällig gefärbt. Doch einmal brachte mir Manfred Keim, damals Fischmeister bei Aquarium Glaser, einen kleinen Beifang, der mit Salmlern aus Venezuela mitgekommen war. Dieses Fischchen entpuppte sich im Fotobecken als ein alter Bekannter, nämlich Hyphessobrycon saizi, aber was für eine hübsche Variante!

Hyphessobrycon saizi, normalfarbenes Exemplar aus Kolumbien.
Hyphessobrycon saizi, goldfarbenes Exemplar aus Kolumbien
Hyphessobrycon saizi, hübsches rotschwänziges Tier aus Venezuela

Mit einer Maximalgröße von etwa 2,5- 3 cm passt Hyphessobrycon saizi hervorragend in jedes gut gepflegte Gesellschaftsaquarium. Er ist ein typischer Begleitfisch des kolumbianischen Roten Neons und diese Art ist ein perfekter Kontrastfisch zum „Kleinen Silbersalmler“.

Frank Schäfer

Literatur:

Eigenmann, C. H. (1912): The freshwater fishes of British Guiana, including a study of the ecological grouping of species, and the relation of the fauna of the plateau to that of the lowlands. Memoirs of the Carnegie Museum v. 5 (no. 1): i-xxii + 1-578, Pls. 1-103.

Zarske, A. (2013): Hyphessobrycon saizi Géry, 1964 – der Kleine Silbersamler, seit Jahren inkognito. Aquaristik Fachmagazin 229 (Februar/März 2013): 42-46


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Über den Autor Frank Schäfer

Frank Schäfer, geboren 1964, Biologe, seit frühester Jugend Tier- und Pflanzenhalter aus Leidenschaft. Sein besonderes Interesse gilt seit jeher den Fischen, aber Reptilien, Amphibien, Wirbellose, Kleinsäuger und Vögel sowie eine Vielzahl von Pflanzen begeistern ihn ebenso.

Seit 1980 Mitglied im Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V., dort seit 1982 auch immer wieder Vorstandsämter (Gartenwart, Redakteur der Vereinszeitschrift, 1. Schriftführer), seit 1982 Mitglied in der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL), seit 1992 auch im European Anabantoid Club (EAC). Erste Fachartikel über Pflege und Zucht von Puntius vittatus, Macropodus opercularis, Trionyx ferox und Polypterus senegalus in der Hottonia-Post 1981; erste große Fischfangreise in die Tropen 1983 nach Sumatra, worüber anschließend zahlreiche Aufsätze in der Hottonia-Post, der Zeitschrift „Der Makropode“ und „Das Aquarium“ erschienen; von da an regelmäßig Publikationen in vielen aquaristischen Fachzeitschriften, sowohl national wie auch international. Seither außerdem jährlich mehrere Dia-Vorträge auf nationalen und internationalen Tagungen.

Studium der Biologie in Darmstadt von 1984-1989, Abschluss als Diplom-Biologe mit den Prüfungsfächern Zoologie, Botanik, Ökologie und Psychologie. Diplomarbeit bei Prof. Ragnar Kinzelbach zum Thema „Wirtspezifität der Glochidien von Anodonta anatina“.

Zahlreiche Fang-, Sammel- und Studienreisen in das europäische Ausland, die Türkei, Sambia und vor allem Indien; Forschungsschwerpunkt ist die Süßwasserfischfauna des Ganges mit dem Ziel einer kompletten Revision der Arbeit von Francis Hamilton (1822): An account of the fishes found in the river Ganges and its branches. Edinburgh & London. Wissenschaftliche Erstbeschreibung von Oreichthys crenuchoides und gemeinsam mit Ulrich Schliewen von Polypterus mokelembembe. Wissenschaftliche Besuche und kurzzeitige Arbeiten in den zoologischen Sammlungen von London, Paris, Brüssel, Tervueren, Wien, Berlin, Frankfurt und München.

Seit 1996 bis heute Redakteur bei Aqualog und wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Fischbestimmung bei Aquarium Glaser, Rodgau. In dieser Zeit verantwortlich als Autor oder Co-Autor von über 20 Büchern und über 400 größeren Fachartikeln, nicht nur bei Aqualog, sondern bei nahezu allen deutschsprachigen Fachverlagen, vereinzelt auch in internationalen Publikationen. Seit 2009 Betreuung der Homepage und des Newsletters bei Aquarium Glaser mit 3-5 Posts pro Woche. Nach wie vor leidenschaftlicher Tier- und Pflanzenpfleger, quer durch den Gemüsegarten: Aquaristik (Süß- und Seewasser), Terraristik, Teichpflege, Kleinvögel.

Frank Schäfer ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1989 und 1991 geboren wurden.

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