Der häufigste „Goldtetra“ im Handel kommt aus Kolumbien und wird grundsätzlich unter falschem Namen gehandelt. Man findet ihn, landauf-landab, für wenig Geld unter dem Namen Hyphessobrycon eos im Handel.
Die Art Hyphessobrycon eos gibt es tatsächlich, sie wird aber nicht im Aquarium gepflegt. H. eos Durbin, 1909, stammt aus Guyana und von dort erfolgen gegenwärtig keine nennenswerten Exporte. Schade, denn Jonathan Armbruster hat ein Bilder der Art in Flickr publiziert, das einen ganz hübschen Fisch zeigt (https://www.flickr.com/photos/jonarmbruster/15464514263/).
Wie dem auch sei, der aus Kolumbien (und manchmal auch aus Venezuela und Peru) importierte Goldtetra ist Hyphessobrycon saizi, wie Axel Zarske herausfand. Über die Ursachen des Goldglanzes habe ich an dieser Stelle bereits einmal geschrieben, siehe https://www.aqualog.de/blog/ein-kleines-goldstueck/
Hier nur ganz kurz zusammengefasst: Der Goldglanz entsteht durch die vermehrte Ausschüttung des Farbstoffes Guanin in der Haut, die durch die Infektion mit Wurmlarven hervorgerufen wird. Für die Würmer sind die Fische nur Zwischenwirte. Die Fische infizieren sich, indem sie infektiösen Vogelkot fressen. Geschieht das, so wandern die Wurmlarven in die Muskulatur der Fische ein, wo sie sich verkapseln. Im Grunde genommen ist das, auch wenn es eklig klingt, harmlos und die infizierten Fische leben – zumindest im Aquarium – genau so lange wie ihre nicht infizierten Artgenossen. Aber durch die auffällige Goldfärbung erregen sie die erhöhte Aufmerksamkeit von fischfressenden Vögeln – den Endwirten der Würmer. Wird ein Goldtetra von einem Vogel gefressen, schlüpfen in dessen Darm die verkapselten Wurmlarven, entwickeln sich weiter zum geschlechtsreifen Wurm. Jene produzieren große Mengen Eier, die mit dem Kot des Vogels ausgeschieden werden – und dasSpiel beginnt von Neuem.
Der normalfarbene Hyphessobrycon saizi ist meist ganz nett, aber keineswegs besonders auffällig gefärbt. Doch einmal brachte mir Manfred Keim, damals Fischmeister bei Aquarium Glaser, einen kleinen Beifang, der mit Salmlern aus Venezuela mitgekommen war. Dieses Fischchen entpuppte sich im Fotobecken als ein alter Bekannter, nämlich Hyphessobrycon saizi, aber was für eine hübsche Variante!
Mit einer Maximalgröße von etwa 2,5- 3 cm passt Hyphessobrycon saizi hervorragend in jedes gut gepflegte Gesellschaftsaquarium. Er ist ein typischer Begleitfisch des kolumbianischen Roten Neons und diese Art ist ein perfekter Kontrastfisch zum „Kleinen Silbersalmler“.
Frank Schäfer
Literatur:
Eigenmann, C. H. (1912): The freshwater fishes of British Guiana, including a study of the ecological grouping of species, and the relation of the fauna of the plateau to that of the lowlands. Memoirs of the Carnegie Museum v. 5 (no. 1): i-xxii + 1-578, Pls. 1-103.
Zarske, A. (2013): Hyphessobrycon saizi Géry, 1964 – der Kleine Silbersamler, seit Jahren inkognito. Aquaristik Fachmagazin 229 (Februar/März 2013): 42-46
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